Erde, Samen, Wasser, Licht - So einfach ziehst Du eigenes Gemüse und Blumen, auch für den Balkon
von Elisabeth
In diesem Jahr ist bei mir die Lust auf Frühling besonders groß. Geht es dir auch so? Mein Kopf und Herz sehnen sich nach Farbe, nach Sonne auf der Haut. Ich möchte endlich wieder etwas wachsen sehen. Gut, dass der Februar kurz ist und mein Wetterbericht aktuell einen frühen Frühlingsstart voraus sagt. Also kann es so richtig losgehen mit der Gartenplanung und vor allem mit der Vorbereitung der ersten Aussaaten.
In diesem Blogbeitrag fasse ich alle wichtigen Informationen dazu einfach und auch für Anfänger verständlich zusammen. Tatsächlich braucht es nur wenige Grundlagen und der Zauber der Anzucht von eigenen kleinen Pflanzen kann beginnen.
Pflanzen selber ziehen - ja oder nein?
Klar, sagst du. Dann lege ich dir eine Sache besonders ans Herz: Überlege, welche Pflanzen du groß ziehen möchtest. Starte eher mit wenig Lieblingsgemüse oder -Blumen und probiere dich aus. Denn bei aller Vorfreude auf die Gartensaison: Viele der Pflanzen, die du jetzt aussähst, werden bis Mitte Mai in deiner Wohnung stehen und wollen umsorgt werden. Erst nach den Eisheiligen werden sie nach draußen gepflanzt. Die Eisheiligen sind vom 11. bis 15. Mai. Sie heißen deshalb so, weil es um diesen Termin herum nochmal ungewöhnlich kalt werden kann. Polare Luftmassen können aus arktischen Breiten bis zu den Alpen vordringen. Würde man die Jungpflanzen vorher nach draußen pflanzen, könnten sie späte Nachtfröste erfrieren lassen. Auch deshalb, solltest du nicht zu früh mit der Anzucht beginnen.
Zudem ist das Sonnenlicht erst ab Ende Februar, Anfang März stark genug ist, um aus deinen Samen auf der warmen, hellen Fensterbank kräftige kompakte Pflanzen entstehen zu lassen. Die meisten Gartenmenschen, die jetzt bereits mit der Anzucht starten, nutzen deshalb Kunstlicht.
Welches Saatgut und welche Sorten für kleine (Balkon- oder Dach)Gärten?
Wenn du meinen letzten Blogbeitrag gelesen und die Checkliste zur Gartenplanung genutzt hast, dann liegt die Liste mit Pflanzenwünschen sicher schon bereit. Schnapp sie dir genau jetzt und kreuze deine fünf! Favoriten an. In meinem Shop findest du mit Sicherheit für viele deiner Wünsche das passende Saatgut. Lass dich dazu gerne auch in meinem Aussaat- und Pflanzkalender inspirieren. Ich habe mich bewusst für samenfeste Sorten und zu fast 100 % für Saatgut aus biologischem Anbau entschieden. Samenfest bedeutet, dass du aus deiner Pflanze eigenes Saatgut gewinnen und so etwas für den Erhalt deiner Lieblingssorten tun kannst. Auch für Kinder habe ich besonders einfach anzubauende und schnell wachsende Gemüse und Blumen in tollen Entdecker-Sets und Co. ausgesucht.
Da ich selbst auf kleinem Raum im Dachgarten gärtnere, eignen sich alle Gemüse und Blumen auch für den Anbau auf dem Balkon oder der (Dach)Terrasse. Viele alte Sorten sind dabei, essbare Blüten, robuste anfängerfreundliche Kapuzinerkressen. Sorten, die im Halbschatten oder in der vollen Sonne gedeihen. Gerade auf dem Dach sind die Bedingungen oft extremer als am Boden. Hier scheint die Sonne prall auf die Pflanzen. Es gibt kaum natürlichen Schatten durch andere Pflanzen. Der Wind trocknet die Erde schneller aus als am Boden.
Zum Standort - Was wächst in Sonne oder Schatten?
Es ist also immer wichtig, sich vor der Auswahl des Saatguts zu überlegen, welche Pflanzen für deinen Standort passen. Für Gemüse und einen Großteil der Schnittblumen ist mindestens Halbschatten, also fünf bis zu sechs Sonnenstunden am Tag, wichtig. Von einem vollsonnigen Standort spricht man, wenn mehr als sechs Sonnenstunden am Tag zusammen kommen. Welche Pflanzen dort am besten gedeihen, ist auf jedem Samentütchen angegeben. Um es zu vereinfachen, merke ich mir, dass alle mediterranen Gemüse, Pflanzen und Kräuter besonders gut in der Sonne gedeihen. Im Gegensatz wird es auf einem Balkon mit Nordausrichtung - also weniger als fünf Sonnenstunden am Tag - schwer, Gemüse anzubauen.
Meine Lieblingssorten für den Dach- oder Balkongarten
Auf meiner Dachterrasse habe ich einen sonnigen und einen halbschattigen Bereich. Ich kann also sehr gut ausprobieren, welche Kräuter und Gemüse wo gut wachsen, auch im Topf. Besonders begeistert haben mich in der letzten Saison folgende Pflanzen bzw. Sorten:
Im Halbschatten
- Kapuzinerkresse in verschiedenen Farben oder klassisch im Set, die wohl pflegeleichteste und faszinierendste Rankpflanze, alle Teile sind essbar
- Pflücksalat Salat Bowl, perfekt auf kleinem Raum, unkompliziert, frischer Salat vom Balkon ist ein Muss
- Eiszapfen Radieschen, gedeihen im Halbschatten fast das ganze Jahr
- Gelber Mangold Sunset, alte Sorte, absolut anfängertauglich, lange Erntezeit
- Duftwicke Elegance Lavender, blühen wunderschön und ergiebig, wenn du sie regelmäßig schneidest
- Spinat Matador, herrlich auch schon ganz früh im Jahr
- Sonnenblume, wächst wunderschön auch im Halbschatten und ist ein echter Hingucker für große und kleine Leute auf dem Balkon
In der Sonne
- Pfirsichbaum Amsden, liebt einen geschützten Standort, gerne an einer Wand, bleibt bei regelmäßigem Schnitt klein und kompakt im Topf
- Buschtomate Outdoor Girl, kleine süße Cocktailtomate mit langen Rispen, wächst im Freiland, toll zum Naschen für Kinder
- Spanische Artischocke, knallige lila Blüten, wunderschöne Blattstruktur, eignet sich gut für Blumensträuße, auch getrocknet
- Chili Hungarian Hot Wax bringt Farbe auf den Balkon, ist robust und mild in der Schärfe - die perfekte Einsteigerchili auch für Kids
- der spanische Tapas-Klassiker Pimientos de Padrón
- Gefüllte Kornblume Classic Fantastic, blüht lange bei regelmäßigem Ausbrechen der Blüten, zauberhafte essbare Blüten
- Wilde Möhre Dara, blüht zart dunkelrot weiß, alle Teile der Urform der Karotte sind essbar, versamt sich wunderbar selbst
- Cosmos Cupcake Blush und Velouette, eignen sich auch wunderbar als mittelhoher Sichtschutz mit zauberhaft leichten Blüten
Gerne teile ich weitere Sorten und Pflanztipps mit dir - ganz auf deine Beete oder Pflanzgefäße abgestimmt. Schreib mir und wir vereinbaren einen kostenlosen Beratungstermin für deine individuelle Stadtgartenberatung.
Anzucht zuhause - Was brauchst du wirklich?
Du hast alle Samen zusammen? Dann solltest du dir Gedanken zum Equipment machen. Auch hier empfehle ich immer erst einmal zu schauen, was du schon besitzt. Eventuell hast du noch alte kleine Plastiktöpfe, die sonst im Müll gelandet wären. Vielleicht möchtest du aus alten Klopapierrollen Anzuchttöpfe selber bauen. Unzählige Anleitungen dazu findest du im Internet. Meine Erfahrung bei Letzterem ist allerdings, dass diese schnell schimmeln. Andere schwören darauf. Probiere es am besten einfach aus.
Bei mir im Shop findest du Anzuchtschalen in verschiedenen Größen, kleine farbige Töpfe und passende Untersetzer aus Naturkautschuk oder Terracotta. Gerade Anzuchtplatten eignen sich prima, um mehrere Pflanzen an einem Ort anzusäen. In jedes Fach gehört genau ein Samenkorn. Wenn du nur wenige Pflanzen ansähen möchtest, dann nutze besser die Töpfe. So sparst du dir später das Umpflanzen bzw. Pikieren. Weitere Informationen dazu findest du in diesem Blogbeitrag.
Naturkautschuk ist als Material für Gartenutensilien übrigens ein echter Klimafreund. Er ist langlebig und hinterlässt nach dem Gebrauch keine Mikroplastik, sondern zersetzt sich auf dem Kompost mit der Zeit von allein.
Auch die richtige Erde zur Anzucht kann ganze Bücher füllen. Ich empfehle dir deshalb für den Anfang eine torffreie Bio-Anzuchterde. Sollte diese mit etwas Sand versetzt sein, um so besser. Wichtig ist nur, dass die Erde mager ist, also wenig Nährstoffe besitzt. Samen benötigen wenig zum Keimen und Wachsen. Im Grunde nur regelmäßig Wasser, luftige magere Erde und ausreichend Licht.
Apropos Wasser. Zum Gießen von Samen und Jungpflanzen empfehle ich dir eine Ballbrause und später eine handliche kleine Gießkanne. Für die Anzucht ist es wichtig, dass die Erde nicht austrocknet. Denn das unterbricht den Keim- bzw. Wachstumsprozess. Samen brauchen Wasser, um zu Keimen. Schließlich sind sie von Natur aus trocken. Um die Minipflanzen aber nicht zu ertränken und Schimmel zu vermeiden, gieße bitte nur alle zwei bis drei Tage. Ballbrausen sind mit ihren zarten Wasserstrahlen dafür perfekt. Gerade große Anzuchtplatten kannst du mit ihnen einfach in einem Schwung bewässern.
Wer mag, kann das Saatgut vor der Aussaat in Kamillentee einlegen. Das soll die Keimfähigkeit unterstützen und die Pflanze später besser vor Pilzkrankheiten schützen. Saatgut mit harten Schalen wie Wicken, Bohnen, Erbsen oder Kürbis lege, wenn möglich eine Nacht vor der Aussaat in Wasser ein. Das weicht die Schale auf und hilft dem Keimling, sie leichter zu durchbrechen. Wenn du dir hier unsicher bist, nutze die Kommentarfunktion unter dem Beitrag und frag gerne nach.
Noch einmal zusammengefasst für alle Einsteiger:
Ein Anzucht-Set für den Balkon setzt sich zusammen aus Saatgut, Bio-Anzuchterde, Anzuchtschale oder kleinen Pflanztöpfen, Untersetzern, Pflanzschildern, kleiner Ballbrause und Gießkanne. Als Anzucht-Set für die große Dachterrasse oder Stadtgärten empfehle ich: große Anzuchtschale, Bio-Anzuchterde, Pflanztöpfe, Untersetzer, Pflanzschilder, große Ballbrause, Gießkanne und Saatgut.
Bester Zeitpunkt - Wann fange ich mit welchen Samen an?
Wie schon geschrieben, genügt das Sonnenlicht jetzt Anfang Februar noch nicht aus, um kräftige Pflänzchen vorzuziehen. Ich selbst nutze bisher kein Kunstlicht, auch aus Platzgründen. Bei mir stehen die Pflanzen ab Ende Februar, Anfang März unter einem hellen Dachfenster und auf einem Fensterbrett mit Südausrichtung. Das hat bisher wunderbar geklappt.
Als erstes sähe ich dort die Pflanzen aus, die lange brauchen, um zu wachsen. Das sind zum Beispiel Paprika, Aubergine, Physalis oder Chili. Die besten Aussaatzeitpunkte findest Du auf den Saatgutverpackungen. Jede Aussaat markiere und beschrifte ich mit einem kleinen Holzstäbchen. Hier musst du ebenfalls nichts kaufen. Ich sammle dafür zum Beispiel Holzspatel von Eis, alte Schaschlikspieße oder Wegwerf-Holzbesteck.
Wichtig für den Keimprozess ist auch die Temperatur. Viele Samen benötigen Feuchtigkeit und eine Keimtemperatur von um die 20, manche sogar bis 25 Grad Celsius. Hierbei helfe ich mir, indem ich die Anzuchtschale oder den Topf mit kleinen Glasdeckeln oder Folie abdecke. Letztere kaufe ich nicht neu, sondern nutze zum Beispiel Verpackungsreste, die sicher bei jedem von uns weiterhin auftauchen. Bis zur Keimung lüfte ich diese regelmäßig, damit kein Schimmel entsteht.
Sobald sich die kleinen Pflänzchen mit ihren Keimblättern, so nennt man das erste Blattpaar, zeigen, entferne ich den Deckel. Das ist wichtig, um die Temperatur etwas zu senken. Denn ab jetzt sollte deine Mini-Pflanze nicht zu warm stehen. Stell den Topf dazu gerne noch einmal um. 15 bis 20 Grad Celsius und ein heller Standort sind optimal für einen kompakten kräftigen Wuchs.
Die ersten Pflänzchen sind da - und nun?
Ich kann es nicht oft genug sagen, die Freude, wenn das erste Samenkorn keimt, ist immer wieder groß. Ein kleines Wunder, ohne Übertreibung. Ich freue mich jedes Mal wie ein Kind und bin fasziniert, was unsere Natur schafft. Allein für diesen Moment, wenn das erste grüne Keimblatt aus der Erde lugt, lohnt es sich so, dass Du es ausprobierst.
Was nun mit den Minipflanzen passiert, erfährst du natürlich im nächsten Blogbeitrag.
Für heute hoffe ich, dass dir diese Einführung hilft und du in diesem Jahr - vielleicht zum ersten Mal, eigenes Gemüse und Blumen groß ziehen kannst.
Begleite mich bei meiner eigenen Anzucht gerne auf Instagram und Facebook. Und: Verlinke mich gerne, wenn du selbst die ersten Samen aussäst oder mich unterstützen möchtest. Ich freue mich immer so sehr zu sehen, was aus Sprießerie Produkten entsteht und wächst.
Egal wie und wo, ich freue mich von dir zu hören und wünsche dir jetzt erst einmal viel viel Freude bei der Saatgutauswahl und sage HAPPY Ansäen.
Nützliche Links:
- Saatgut für Groß und Klein
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